Bodenversiegelung und Klimawandel

Da dem Klimawandel zugleich als Auslöser CO2 zugeordnet wird, möchte ich einmal über einen anderen Aspekt sprechen, der UNMITTELBAR lokal Einfluss auf Klima nimmt. Bisher nur auf LinkedIn veröffentlicht, hat dort aber auch nur ein kleiner Kreis Zugang, sodass ich hier den Artikel noch einmal veröffentlichen möchte. Damit er wirklich allen zugänglich ist, die sich im Internet informieren und gern auch mal andere Blickwinkel wahrnehmen möchten.

Ich möchte nämlich einmal auf Besiedlungsdichte und das Ausmaß an Versiegelungsflächen sprechen. Beide hängen auch mit Ansprüchen und Erfordernissen der Gesellschaften zusammen. Aber eben nicht nur. Gerade in den Industrieländer muss man über Umnutzungen und die Reaktivierung bereits versiegelter Flächen sprechen. Und muss etwaig zuvor anders genutzte Gebäude nicht abreißen, sondern „einfach“ neu gestalten.

VERSIEGELUNGSFLÄCHEN sind EIN, und ein für den Klimawandel relevanter Faktor. Einerseits erscheinen Bodenversiegelungen im Einzelfall stets unbedeutend und leicht verschmerzbar. Andererseits allein in der Summe haben auch inkomplette Bodenversiegelungen eine gewaltige Wirkung. Das Thema der VERSIEGELUNGSFLÄCHEN wird zwar keineswegs VERSCHWIEGEN! Aber im Kontext des Klimawandels wird eher wenig darüber gesprochen.

Ich möchte exemplarisch nur 3 Spotlights anknipsen: Tesla, BER (der Flughafen) – und Lüdinghausen.

Das TESLA-Gelände in der Nähe von Berlin, gute 3 km südöstlich von Erkner, runde 9 km südlich vom Kalksteinbruch Rüdersdorf gelegen. Dieser Kalksteinbruch war einst eine hügelige Erhebung. Schon vor runden 800 Jahren nutzte man den Stein mitten im flachen Land, das geprägt ist von Sand- und Lössböden. Etwa seit dem 17. Jahrhundert wird dort systematisch Stein – auch für berühmte Gebäude – gewonnen, und etwa seit 1910 begab man sich unterhalb des Geländeniveaus. Heute wird im Tagebau in seiner größten Tiefe ca. 90 m unterhalb des Grundwassers der Stein gebrochen. – Mit einer größten Breite von runden 600 Metern, einer Länge von ca. 4 Kilometern, liegt der Steinbruch wie eine schlanke Amöbe leicht gebogen in der Landschaft und macht durchaus auf sich aufmerksam. [1]

Gewerbeflächen – relevanter Faktor im Klimawandel

Binnen einer Bauphase von 25 Monaten ging Tesla an den Start – auf einem Gelände, das insgesamt größer als dieser Steinbruch ist. „12.500 neue Jobs, 300 Hektar Fabrik statt Märkischer Kiefer, sechs Millionen Euro Gewerbesteuer“ – so fasst „www.tagesschau.de“ zusammen. [2]

Das moderne Tesla-Gelände nahe Erkner und der Rüdersdorfer Steinbruch, der seit Jahrhunderten genutzt wird, im Größenvergleich.
Das Tesla-Gelände und der Rüdersdorfer Steinbruch im Vergleich. Quelle: Google Maps; Bildbearb.: Gerhard Ochsenfeld

Nächstes Beispiel. Der sowjetische Besatzer eröffnete 1946 bewusst vor den Toren Berlins einen eigenen internationalen Flughafen auf dem Gelände der ehemaligen Henschel-Werke – und wich auf diese Weise dem Sonderstatus des Berliner Stadtgebietes aus. Einst bekannt als Flughafen Schönefeld – und für die DDR das „Tor zur Welt“ – besitzt der heutige Flughafen BER eine eher traurige Berühmtheit (durch Pannen, Verzögerungen und Nachfinanzierungen in der Bauphase). Seine absolute Größe umfasst in etwa das Dreifache dessen, was in letzter Ausdehnung, also mit einer modernen Start- und Landebahn, Schönefeld war. [3, 4]

Flughafen BER • Quelle: Google Maps; Bildbearb.: Gerhard Ochsenfeld

Dass Flughafengelände nicht nur von Versiegelungsflächen geprägt sind, ist klar. Andererseits ist auch bekannt, dass mehr oder minder kurz gehaltene Grasflächen und das auf jeden Fall Baum- und Busch-freie Gelände einen das lokale Klima weniger ausgleichenden Charakter besitzen, als der natürliche, geschlossene Wald. Sie ähneln klimatisch eher Steppen. Bei klarem Wetter mit Sonnenschein entstehen zumindest Wärme, etwaig auch Hitze – und aufsteigende Winde.

Aber zum dritten, angekündigten Fallbeispiel, dieses mal ganz konkret zum Thema Stadtentwicklung:

Stadtwachstum als Hebel im Klimawandel

Unser Klassentreffen anlässlich 50 Jahren Entlassung aus der Grundschule hat meinen Fokus mal auf Lüdinghausen gerichtet. Und so habe ich einen Stadtplan reproduziert, der auf das Jahr 1977 datiert, und via Google Maps mit dem heutigen Status Quo verglichen – um festzustellen, dass zwei Fünftel der heutigen Siedlungsflächen (Wohn- und Gewerbegebiete) NEUZUWACHS innerhalb der vergangenen 50 Jahre sind. – (Informell: Hierbei habe ich nur die Kernstadt verglichen, also ohne den Ortsteil Seppenrade; diesen Ortsteil abgezogen werden Lüdinghausen knapp 19.000 Einwohner zugerechnet.) – Nun ist das natürlich nur EINE – und eine kleine – Stadt unter vielen in Deutschland. Darüber hinaus hatte Lüdinghausen mit der Kreisreform von 1975 seinen Status als Kreisstadt verloren und stufte zu einem Subzentrum im westlichen Münsterland herab.

Quellen: Stadtplan der Stadt Lüdinghausen/Westf. von 1977 u. Google Maps; Bildbearb.: Gerhard Ochsenfeld

Was sagt das über BODENVERSIEGELUNG aus?

Auch in aufgelockerten Siedlungs- oder Gewerbegebieten ist der Oberflächenabfluss von Niederschlägen mindestens überwiegend; Sickerflächen werden deutlich in den Hintergrund gedrängt, sodass Grundwasserstände beeinträchtigt werden und die Beanspruchung von Bächen und Flüssen als Niederschlagsabflüsse zunimmt. Desweiteren mag eine Siedlung auch noch so begrünt sein: Durch Gebäude und Verkehrsflächen steigt bei Sonnenschein die Temperatur im Gesamt solcher Siedlungsgebiete gegenüber dem für unsere Breiten natürlichen Waldbewuchs deutlich.

Über wärmeren Gebieten steigen die Luftmassen auf – die zudem eine relativ (!) geringere Luftfeuchtigkeit aufweisen, aber tatsächlich nicht weniger Wasser tragen. Dadurch wird mehr Wasserdampf schneller in höhere Luftschichten transportiert, was wiederum konzentrierte Starkniederschläge und Unwetter zumindest begünstigt. Diese gehen – der Wind lässt grüßen – selten dort nieder, wo die Luftmassen aufsteigen. … womit das viel beklagte Thema der extremen Witterungsverhältnisse zumindest einmal angerissen ist.

Und was hat das mit globalem Klimawandel zu tun?

Nächstes Thema – denn ohne dieses geht es nicht: BEVÖLKERUNGSZUWACHS:

Im Deutschen Kaiserreich lebten 1871 ca. 41 Millionen Menschen, im letzten Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie noch 1950 waren es knapp 70 Millionen auf deutschem Staatsgebiet [5], 2023 sind es 83,3 Millionen [6].

Deutschland als klassischer Industriestaat folgt einem Schema, das allgemein bekannt ist: Die Bevölkerungsentwicklung ist praktisch abgekoppelt von der Dynamik des weltweiten Bevölkerungszuwachses.

So gibt es einen moderaten Bevölkerungszuwachs weltweit, der sich bis ca. 1930 recht undramatisch liest [7]: Im Jahre 1650 noch hochgerechnete 470 Millionen Menschen auf unserem Globus, sind es 1750 knapp 630 Millionen; binnen weiterer 100 Jahre, 1850 mit 1,13 Milliarden, haben sie sich wiederum noch nicht einmal verdoppelt. Schließlich die 1910er bis 1940er Jahre mögen mit 2 Weltkriegen, mehr noch aber mit Totalitarismen in der Sowjetunion ab 1917, für das Dt. Reich zwischen 1933 und 1945 – die beide auf ihre Weise unsägliche Millionen gefressen haben – ggf. die Dynamik etwas abgeschwächt haben. Aber in Ansehung von (1930) runden 2 Milliarden Erdenbewohnern spiegeln Statistiken solche humanitären Katastrophen schon gar nicht mehr bedeutsam wider.

„Machten die Europäer 1750 noch 18 Prozent der Weltbevölkerung aus, so stellten Menschen europäischen Ursprungs 1930, zum Höhepunkt ihrer Weltdominanz, 35 Prozent“, so schreibt Steven Sinding für das Berlin-Institut [7] und schließt damit insbesondere Nordamerika mit ein.

Aber etwa ab 1950 herum – zu jener Zeit mit gesamt 2,56 Milliarden Bewohnern – entkoppeln sich die industrialisierten Nationen vom Rest der Welt: Die dramatische Dynamik im Bevölkerungszuwachs findet nach 1930 allein in so genannten Entwicklungsländern statt.

Bevölkerungswachstum und Klimawandel

Die nachstehende Grafik zeigt nicht die beste Auflösung. Aber das ist nicht so wichtig, denn die Prognose, die die Vereinten Nationen im Jahre 2010 ausgesprochen hatten, dass die 8-Milliarden in diesem Jahr (2025) erreicht würden, hat ja ohnehin nicht gehalten: Sich widersprechende Quellen sind sich zumindest darin einig, dass im November 2022 die 8-Milliarden-Marke gerissen worden sei. [9, 10] Interessant bleibt also zumindest, anhand dieser Grafik grob auf die globale Dynamik der Bevölkerungsentwicklung zu schauen.

Entwicklung der Weltbevölkerung seit 1700, und prognostiziert für den Zeitraum 2010 – 2100

Grafik: Stiftung Weltbevölkerung • Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2010 Revision, 2011. – roter Bereich: Weltbevölkerung in Milliarden, graue Balken: durchschn. jährl. Zuwachs innerhalb von 10 Jahren •

Ich schaue auf Bangladesh, einem Land, in dem es nicht MEHR Überschwemmungen gibt als in früheren Zeiten, sondern mustergültig eine explosive Besiedlung (siehe oben: VERSIEGELUNGSFLÄCHEN) im naturgemäßen Überschwemmungsgebiet. Die Bevölkerungs“explosion“ in Bangladesh mag mit aktuell ca. 1,2 % jährlichem Zuwachs nicht mehr dramatisch erscheinen [11]. Bedenklich für die Region und die Menschen hingegen bleibt, wenn jährlich grobe 2 Millionen Menschen auf einem Gebiet hinzukommen, das nicht einmal halb so groß ist wie Deutschland:

Bangladesh – seit der Unabhängigkeit von Großbritannien (1947) noch als Ost-Pakistan eine dem heutigen Pakistan unterstellte Provinz – ist um den Faktor 2,4 kleiner als Deutschland und fällt 1947 mit „nur“ 36,7 Mio. Einwohnern [11, 12] gegenüber 69 Mio. (Gesamtbevölkerung der beiden deutschen Staaten) auch nicht wirklich auf. Im Jahre 2024 hingegen leben im seit 1971 unabhängigen (und 1972 konstituierten) Bangladesh bereits mehr als doppelt so viele Menschen wie in Deutschland: 174,7 Mio. gegenüber 83,6 Mio. [11, 13, 14].

Vielleicht fühlt sich der folgende Vergleich noch etwas greifbarer an – wenn ich nur eine Auswahl dt. Länder nehme: Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Bremen und Nordrhein-Westfalen zusammengenommen sind 152.266 Quadratkilometer groß – gegenüber 147.570 für Bangladesh. In diesen freien Städten und Ländern Deutschlands leben zusammen 39 Mio. Menschen – gegenüber 175 Mio. in Bangladesh.

Der KLIMAWANDEL ist ein Thema, das bereits seit den 1960er Jahren umfänglich beobachtet und erforscht wird. Viele der Ergebnisse sind noch heute überwiegend unerwünscht, sind allgemein zugänglich, auch anerkannt – werden aber im Mainstream vornehmlich als unseriös dargestellt.

Der britische Wissenschaftsjournalist Nigel Calder – und er war nicht der einzige – hatte 1997 mit seinem Buch „Die Launische Sonne widerlegt Klimatheorien“ (im Original: „The Manic Sun – Weather Theories Confounded“; Pilkington Press Ltd., Northamptonshire, 1997) [15] schon damals auf Studienanliegen hinweisen können, die nicht zustande kommen konnten oder in nur kleinerem Umfang mit privaten Mitteln gestemmt wurden, weil Fördergelder nicht bewilligt wurden. Er hatte klar und durch mehrere Fallbeispiele aufzeigen können, dass die Vergabe von Fördergeldern davon abhängig gemacht wurde, ob eine Bestätigung für die Grundannahme, der Anstieg des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre sei für den Klimawandel verantwortlich, zu erwarten war.

Auch konnte Calder schlüssig aufzeigen, wie der These vom CO2 als so genanntem Treibhausgas von bestimmten (von ihm zum Teil auch explizit benannten) Personen aus politischen Gründen ersonnen und mit beachtlichem Aufwand an medialer und Lobby-Arbeit, vielfach auch mit konkretem Druck auf Wissenschafter und Politiker, zügig Anschub verliehen worden ist. – Was sich hier für die eine oder den anderen lesen mag wie eine „Verschwörungstheorie“, wenn ich zuvor von politisch motivierten Interpretationen geschrieben habe, das ist längst Stand des physikalischen Grundverständnisses:

Der relevanteste Faktor im Hinblick auf die kleineren und auch großen Klimazyklen sind die wechselnden Abstände der Erde zur Sonne – die zu Klimaschwankungen über Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende führen. – Recht amüsant im Hinblick auf den inhaltlich doch eher verzerrenden Buchtitel, der aber zumindest für Aufmerksamkeit sorgt: Es ist an sich nicht die „manische Sonne“, sondern die verrückte Erde, die ein bisschen besoffen um die Sonne herumtaumelt.

Und genau hierzu ist heute auch längst bekannt, dass diese Schwankungen der Erdabstände zur Sonne auf Wechselwirkungen mit den anderen Planeten zurückgehen! Da nämlich wiederum alle Planeten unseres Sonnensystems ihre verlässlichen Bahnen ziehen, deshalb entstehen stets wiederkehrende Konstellationen der Planeten untereinander – was zu Wechselwirkungen der Schwerkraft auf die Bahn der Erde führt. … so, wie das im „Nahfeld“ für den Mond gilt, der dann eine Springtide verursacht, wenn Mond, Erde und Sonne etwa eine Linie abbilden. Und liegen alle drei auf einer perfekten Linie, dann fällt die Springtide besonders hoch aus.

Noch eine jede Physikerin und ein jeder Physiker, mit denen ich mich darüber vertraulich (!) habe austauschen können, hat mir diesbzgl. bestätigt: Der Einfluss der Planetenkonstellationen und einhergehend auf die großen Klimazyklen sind Stand der Kenntnis.

Darüber hinaus muss die Klimawirksamkeit des CO2 vor dem Hintergrund entschieden hinterfragt werden, als die Reaktion des CO2 auf Temperaturanregung zwar schlüssig abgeleitet und innerhalb der Teilchenphysik widerspruchsfrei beantwortet sein mag, aber in der Atmosphäre ein Spurengas bleibt, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Treibhauseffekt NICHT antreibt. – Auch darin sind sich Physikerinnen und Physiker einig. … wann immer sie nicht der öffentlichen Wahrnehmung ausgesetzt sehen.

Und hier nun möchte ich erinnern an die oben ausgeführten Beispiele für die rapide Ausweitung von VERSIEGELUNGSFLÄCHEN – und deren makroklimatischen Auswirkungen, die in der globalen Summe aber eine dramatische Rolle spielen!

Hiermit schließt sich der Kreis für die #Raumakustik, und auch für die #Architektur (weil günstigerweise Bauweisen und Baustile an das sich ändernde Klima anpasst werden): Es sind jene Erkenntnisse, die bereits in den 1990er Jahren vorgelegen hatten, aber bis heute geflissentlich ignoriert werden, mit denen man insbesondere für die KLARHEIT von SPRACHE in Kommunikationsräumen viel mehr machen könnte – wenn man nicht unablässig und lautstark den Nachhallzeiten eine Bedeutung zuspräche, die dem Nachhall gar nicht zukommt. Es ist in Wahrheit das KANTENVOLUMEN, das den eigentlichen und ursächlichen Einfluss auf die #Sprachverständlichkeit in Kommunikationsräumen nimmt.

  • – – –

[1] Jubitz, Karl-Bernhard & Göllnitz, Dieter: Geotopschutz im Tagebau Rüdersdorf bei Berlin; Brandenbirgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/96

[2] www.tagesschau.de – Petersdorff, Griet von + Krauss, Martin: „Eine Region zwischen Wachstum und Widerstand“; 17.11.2024

[3] Goldmann, Sven: Flughafen Schönefeld – das „Berliner Loch“; Bundeszentrale für politische Bildung, 22.10.2024

[4] Website der „Flughafen Berlin Brandenburg GmbH“

[5] Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2011

[6] Quelle: Weltbank

[7] Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Numerische Mathematik, Weltbevölkerung 1650 – 2050

[8] Sinding, Steven: Wachstum der Weltbevölkerung; Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung; Artikel von Okt. 2007, aktualisiert 2012

[9]Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; „8 Milliarden Menschen – 8 Milliarden Chancen“, 3. November 2022

[10] Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung; „Weltbevölkerung erreicht 8 Milliarden“

[11] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

[12] O’Neill, Aaron: Population of Bangladesh 1800-2020 und Statista, 2025

[13] Die große Chronik-Weltgeschichte; Wissen Media Verlag GmbH, Güterloh/München, 2008

[14] Statista

[15] Calder, Nigel: Die Launische Sonne widerlegt Klimatheorien; Dr. Böttiger Verlags-GmbH; 1997

Mensch, Gemeinschaft, Gesellschaft

„Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“
Seite 22

Der Staat im Selbstverständnis als solidarisches Gefüge

Zweifelsfrei der überwiegende Teil der Bürger aller großen Gesellschaften versucht den Anschluss an Makro- oder Mikrogesellschaften [zu finden]. Nicht nur, um einem psychischen Druck auszuweichen, der in der Anonymität der Staatsgesellschaft wächst, sondern auch, um soziale Sicherheiten zu suchen, die das Gesamtsystem, befürchtet oder tatsächlich, nicht bieten kann. Diese Subgesellschaften mögen Kirchengemeinden, Sportvereine oder nachbarschaftliche Kaffeerunden sein. Je stärker eine solche Gemeinschaft aber auch einen moralischen oder im weitestens Sinne ideologischen Anspruch erhebt, desto stärker wird bei allem möglichen oder tatsächlichen Vorteilen des zwischenmenschlichen Zusammenhaltes die unanfechtbare Freigeistigkeit eines jeden Individuums eingeschränkt. Das wiederum baut geistige Grenzen innerhalb der übergeorneten Gesellschaftsorganisation auf und stört somit die Harmonie in der Gemeinschaft und die Veränderungsfähigkeit der Gesellschaft im Allgemeinen.

Ein Staat, is eine solche größere Gesellschaft, die zahlreiche Verantwortlichkeiten zu tragen verpflichtet ist. Weiter richtet jeder Staatsbürger mit verschiedenen Tragweiten einen Erwartungskomplex an den Staat. Andererseits aber ist es auch der Staat, der die verschiedensten Allgemeinpflichten an den Bürger herantragen muss, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Dabei wird der Staat weitverbreitet als ein dem Einzelbürger ablehnend gesonnener Institutionsapparat empfunden, der sich nötigenfalls mittels Zwangsmaßnahmen sowohl beim Bürger als auch des Bürgers bedient. So sehr in mancher Hinsicht diese negative und resignative Haltung gegenüber dem Staat als institutionalisierter Größe verständlich ist, so wenig ist sie geeignet, einen Staat zielgerichtet und zukunftsorientiert umzubauen.


Neues Verständnis von Staat und Gesellschaft von Nöten


Der Staat ist an sich keine Institution, sondern die Gemeinschaft von Menschen, die so weit sich deckende Interessen haben, dass sie mehrheitlich den Willen zeigen, nach außen hin als Einheit aufzutreten. Es ist dabei nicht wirklich erheblich, dass in der Regel ein Staat als gewachsene Struktur weniger eine Wahl-, als mehr eine Schicksalsgemeinschaft darstellt, zu der sich dennoch eine deutliche Mehrheit in der Überzeugung bekennt, dass die gegebene Gesellschaftsform die günstigsten Umstände für den Schutz der persönlichen Interessen und die günstigsten Voraussetzungen für wünschenswerte Veränderungen biete. Hierbei steht zwar der Staat an sich als Gemeinschaft, und nicht jedes Individuum im Einzelnen, als Verantwortungsträger für gesellschaftliches Handeln und gesellschaftliche Entwicklungen da. In dieser Gemeinschaft aber kann ebenfalls niemals der Einzelne sich seiner Mitverantwortung entziehen.


Nationale soziale Ungleichgewichte


Eine solche staatliche Schicksalsgemeinschaft ist dann nicht mehr sozialgerecht, wenn einer materiell befriedigten bis satten Mehrheit ein beachtlicher Anteil von Bürgern in unmittelbar drohender oder in unmittelbarer sozialer Not gegenüber steht.

Ein solcher Staat ist weiterhin dann nicht sozialfriedlich, wenn individuelle Sicherheiten, und zwar infolge innerer sozialer Instabilität, zum Privileg eines zunehmend kleineren Bevölkerungsanteils wird.


Soziale Ungleichgewichte im globalen Kontext


Eine solche staatliche Gemeinschaft ist schließlich in der Gesamtheit aller Staaten nicht tragbar, wenn ihre Bürger einen unverhältnismäßig höheren Lebensstandard genießen, während der überwiegende Teil der Bürger aller Gemeinschaften in Armut bis existenzieller Not leben.

Das Verlustgeschäft Nationalpolitik

Die zweite Hälfte des Kapitels „Das Verlustgeschäft Nationalpolitik“ – ebenfalls aus meinem Buch „Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“. Da muss ich nämlich schließlich ein wenig vor meinen eigenen Worten erschrecken. Was ich dort beschreibe, ist gleichsam wie unaufhaltsam bereits im Gange. Und was ich hier geschrieben hatte, in dem Teil 1 meines Buches, ist ja nicht etwa die Projektion eines hoffnungsvollen und engagierten Gegenentwurfs. … der außerdem keineswegs so seine Gültigkeit haben muss, wie ich ihn beschrieben habe! Sondern Teil 1 von „Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“ ist eine Gesellschafts- und Gegenwartskritik aus dem Jahre 1998.
Und wenn ich dann am Ende abschließend geschrieben habe: „Das könnte verhindert werden.“ – dann hätte, das noch zu verhindern, aber mehr politischer Weitsicht erfordert…

„Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“
Seite(17)/18
– die zweite Hälfte –

Das Verlustgeschäft Nationalpolitik

[…]

Tatsächlich […] geht es in der Politik noch nicht einmal grundsätzlich um Fragen der wirtschaftlichen Stellung eines Staates, sondern auch um die Achtung nationaler Gefühle, mittels derer sich zahlreiche Politiker geneigt sehen, die Wiederwahl der eigenen Person oder wenigstens der eigenen Partei zu sichern. Zum Schaden des gesellschaftlichen Gefüges wird demonstriert, man sei unmittelbar für die Anliegen der Bürger offen. Es wird vorgeschützt, den nationalen Interessen ebenso wie der Nationalbevölkerung könne eine Umgestaltung bestimmter Standards nicht zugemutet werden.

Es ist jedoch ein Trugschluss von Politikern und Wirtschaftsgrößen, der erst durch all diese nationalistischen Verwirrungen möglich ist, dass Europa eine politische Vereinigung erst leisten könne und dürfe, wenn man auf der Grundlage sozialer Standards näher zusammengefunden habe. Bis es aber soweit sei, reiche die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit vollkommen aus, wie sie hier und heute gefördert werde.


Europa verteidigt sich nicht gegen die Schwäche der vielen Nationalstaaten


Für die Wirtschaft insgesamt ist ein solcher Einigungsprozess tatsächlich von nur sekundärem Interesse. Zum einen wusste die Seite der Großunternehmer stets seinen Gewinn zu schöpfen, und das selbst in Zeiten größter Entbehrungen für die Gesamtbevölkerung und also auch für Kleinunternehmer. Zum anderen sind Auslagerungen von Forschungs- und Produktionsstandorten auch über die Grenzen der EU hinaus längst kein Problem mehr. Unternehmer fliehen also mit dem Produktionsmittel, nicht erst mit ihrem Kapitalertrag vor einem zu engen und investitionshemmenden staatlichen Abgaben- und Auflagenkorsett […]. Längst erkennen Unternehmen der freien Wirtschaft die Vorteile der Zusammenarbeit selbst mit einst härtesten Konkurrenten und nutzen diese in Forschung, Entwicklung und Produktion auch grenzüberschreitend.


Den europäischen Staaten wird global der Rang abgelaufen


Ich möchte nicht behaupten, dass diese in der Politik nicht erkannt werde. Tatsache ist, dass mit falscher Rücksicht auf vermeintliche Gefühle der nationalen Identität oder die Sicherung sozialer interessen vorschützend politische Schritte unterlassen oder sogar aktiv behindert werden, die eine längst überfällige politische Einigung voranbringen könnten. Richtig ist schließlich, dass mit immensen zeitlichen Verzögerungen eine soziale Annäherung auf niedrigstem Niveau erreicht werden wird. Denn bis es soweit ist, werden die europäischen Nationen weltweit eine deutlich untergeordnete Rolle spielen.

[…]

Hier geht es zum nächsten Kapitel „Von der Kurzsichtigkeit des Überlebensinstinktes

Mangelnde Bereitschaft zu Innovationen

(*) Dieser Beitrag bezieht sich auf „Wie aus Problemverdrängung  ein ernstes Problem wird…“. Die Rede wird abermals von Innovationen sein.

Wie absurd muss es sich lesen, im Jahre 2017, dass Arbeitslosigkeit ein Problem sein soll? Bekämpft aber wurde die Arbeitslosigkeit, indem man in Deutschland das Lohnniveau abgesenkt und Arbeitsplatzsicherung deutlich eingeschränkt hat. Das mögen zum Teil notwendige Schritte gewesen sein, um unternehmerisches Handeln zu erleichtern. Dennoch darf man fragen, ob nicht in vielen Bereichen deutlich über das Ziel hinausgeschossen wurde.

Und nein: Es wurde NICHT! Prekäre Arbeitsverhältnisse haben zugenommen. Selbst einst begehrte Berufe müssen heute als prekär eingestuft werden. Und man hat das Lohnniveau umfassend gesenkt – was den Zugang zu jeglichen Berufen durchschnittlich erleichtert… und damit wiederum Druck erzeugt. – Man darf also streiten, wie viel des politischen Eingreifens hier und wie viel der politischen Passivität dort tatsächlich gut war.

Eines aber ist unbestreitbar: Man beschwert sich kaum und beklagt sich leise, fast hinter vorgehaltener Hand. Das aber durchaus mit recht. Denn was inzwischen stattfindet, ist die Selbstausbeutung einer Gesellschaft und einer Kultur nach innen. Auf keine Fall ist die geringe Arbeitslosigkeit der Gegenwart (2017) einer höheren Innovationsfreude zu verdanken. Und was Anfang 1998 als Ergebnis einer Studie veröffentlich worden ist, das gilt im Grundsatz auch heute:

„Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“
Seite 15


Anpassungen nehmen zu – Innovationen hingegen nehmen ab


„Seit 1971 analysierte der Betriebswirt und geschäftsführende Gesellschafter an der Akademie Schloß Garath [Rolf Berth] den Anteil von Innovationen am Gesamtumsatz der deutschen Industrie. […] Folgt man der in der EU üblichen Nomenklatur, gibt es bei Produkten und Serviceleistungen drei Typen von Innovationen. Anpassungsverbesserungen (etwa: neues Etikett auf einer Getränkeflasche), Erneuerungsinnovationen (Räder unterm Koffer oder stark verbesserte Herstellungsprozesse) und die revolutionären Durchbruchsinnovationen (Laser-Technologie).
[…] versicherten die Befragten, Innovationen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten ‚mit Nachdruck‘ voranzutreiben. Tatsächlich aber waren […] nur die wenig risikoreichen Anpassungen stark angestiegen (35 Prozent). Die Erneuerungsinnovationen nahmen dagegen um 30 Prozent ab. Die Durchbruchsinnovationen verbuchten gar ein Minus von 56 Prozent.“ (Die Welt, 08.01.1998)

Zum nächsten Kapitel „Das Verlustgeschäft Nationalpolitik

Durch Problemverdrängung ins Problem hinein

„Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“
Seite 16

Wie aus Problemverdrängung ein ernstes Problem wird…

Die allgemeingesellschaftliche Unfähigkeit, sich geistig zu erneuern, blockiert mit erschreckender Dynamik ein Sozialsystem, das sich einerseits die Vergeudung von Produktivitätspotenzialen stets großzügig hat leisten können, solange Unterdrückung und Unterbezahlung innen- wie außenpolitisch nicht nur den Ausgleich schufen, sondern auch durch Staatsgewalt menifestiert wurden. Ein System, das andererseits in Zeiten der größten Bedrängnis stets enorme Vitalität gezeigt hat. Einem erneut aufkommenden Druck versucht die Wirtschaft zunächst zu begegnen, indem sie den Druck an minderprivilegierte Gruppen weiterleitet. Das ist, historisch nachvollziehbar, stets so verlaufen.

Heute sind, obgleich beide Gruppen die tragenden Säulen der Wirtschaft darstellen, Arbeitnehmerschaft und Kleinunternehmer diejenigen, die dem stärksten wirtschaftlichen Druck ausgesetzt sind. Die Politik hat dabei längst seine prägende Rolle als staatliche Gewalt aufgegeben und begnügt sich – von den Führungen der Großkonzerne instrumentalisiert – förmlich nicht widerstandslos, aber tatsächlich merkwürdig einmütig in seiner Rolle als Marionette.


Wirtschaft schwächt sich durch abnehmende Innovationsbereitschaft


Für das drängendste soziale und kritischste politische Problem – die Arbeitslosigkeit* – gibt es primär eine recht einfache Erklärung: die massive Innovationsschwäche der Wirtschaftsunternehmen. Diese These – so sehr sie der Frustration Arbeitsloser entsprungen scheint – findet sich schließlich auch in der langfristigen Studie* eines Betriebswirtes bestätigt […]. Beispiele dafür sind zahlreich, einige auch öffentlichkeitswirksam.


(* lesen Sie hier quer zum Thema)


Der Magnetschwebegleiter „Transrapid“ wird blockiert – und schließlich auf die Kompromisverbindung Berlin–Hamburg verdrängt. Diese moderne Technologie, forciert vorangebracht, könnte eine immense Anzahl an Arbeitskräften in den verschiedensten Unternehmenssparten binden. Und selbst auch dann noch mit einem deutlich positiven Effekt für Wirtschaft und Arbeitsmarkt, wenn man das Thema Hochgeschwindigkeitszug in der Rad-Schiene-Bindung ganz fallen ließe.

Der Energiemarkt wird noch immer dominiert von Monopolisten, obgleich ein liberalisierter und nach ökologischen Prinzipien staatlich kontrollierter Energiemarkt nicht nur umweltverträglicher wäre, sondern auch eine Unzahl von Patenten und Entwicklungsansätzen nutzbar machte, schließlich den Arbeitsmarkt belebte.

Das Werftensterben an der norddeutschen Küste ist auf nichts anderes als die Innovationsmüdigkeit der betroffenen Unternehmen zurückzuführen. Seit Jahrzehnten war es absehbar, dass Konkurrenten in Schwellenländern den vergleichbaren technologischen Stand billiger anbieten können. So hätten, mit hinreichendem Engagement entwickelt, deutsche Werften beispielsweise längst Überseeschiffe mit Ruder-Antriebsanlagen anstelle der äußerst uneffektiven Antriebsschrauben anbieten und die Marktführung übernehmen können.


Vielversprechende Innovationen schlafen ein


Die Automobilindustrie hatte sich in der Antriebsentwicklung rund 20 Jahre Ruhe gegönnt und läuft nun dringend Gefahr, auch hier den Anschluss zu verlieren. Die Modifikation von Karrosserie und Fahrzeugsicherheit reicht bei weitem nicht mehr, um den Markt technologisch zu dominieren.

Das waren jetzt nur einige wenige Beispiele innerhalb eines komplexen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, das sich selbst das Wasser abgräbt. In der Wohlstandsgesellschaft scheint jeder grundlegend neue Schritt die persönlichen Sicherheiten und Besitzstände zu gefährden, statt eine hoffnungsbelegte Perspektive darzustellen. So aber beweist sich in der Wirtschaft abermals, dass, was man verkrampft zu halten sucht, man erst recht verliert…

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