Über die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Wandels

„Ent-Wicklungen – Plädoyer für eine Politik des Umbruchs“
Seiten 11/12 (in Auszügen)

Über die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Wandels

[…] gilt es, ab sofort ökologische Belange nicht als lästige Modeerscheinung so weit in den Alltag zu integrieren, dass dem schlechten Gewissen hinlänglich Ruhe angedeiht. Damit das gelingt, muss man dringend davon absehen, Umweltbelastungen danach zu beurteilen, ob und wie stark sie das Überleben des Menschen schlechthin oder dieser oder jener Tier- oder Pflanzenart gefährden. Denn aus diesem vereinfachten Schwarz-Weiß-, diesem simplen Ja-Nein-Raster ist nichts anderes erwachsen, als ein auf die leichte Schulter genommenes Umweltverständnis, das zudem von Zynismus, ja von Fatalismus gesättigt ist bis zur Unerträglichkeit.
[…]


Grundlegender Wandel im Umweltschutz scheint längst vollzogen…


Auch ist es, global gesehen, ohne jeden Belang, ob die eine oder andere Tierart ausstirbt oder die Vielfalt der Planzenarten zurückgeht. Es ist sogar für den Planeten ohne Belang und ohne Interesse, wie lange der Mensch und ob dieser überhaupt überlebt. Aus der Einsicht heraus, dass es in Politik und Industrie noch immer keinen grundlegenden Richtungswechsel gibt, und möglicherweise aus der Erkenntnis heraus, dass der Mensch als Erdbewohner ohne jede Willkommensbekundung und ohne jede freundliche Hofierung geduldet ist, könnte man ableiten, dass Umweltschutz zwar wichtig und berechtigt sei, aber letztenendes ohnehin erfolglos bleibe. Das somit Sorgen um die Umwelt vergebens seien und man dem Leben nur noch und so lange es noch möglich sei, so viel Spaß wie eben möglich abringen sollte.

Es bedarf nun also eines politischen und geistigen Wandels.

Die Frage, was immer man tut, muss nun also lauten, ob eine Handlung die Lebensqualität jetzt oder in Zukunft beeinträchtigt. Und es darf dieser Frage nicht an Gewicht und Härte genommen werden, indem man zu beantworten sucht, wie viel es kostet, einer solchen Beeinträchtigung entgegen zu wirken – es wird immer einen kleinen Kreis derer geben, die aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten in der Lage sind, Schutzmaßnahmen auszuweichen oder diese für sich in mehr oder minder angemessener Weise zu nivellieren.


… aber der Kernfrage weicht man noch immer aus!


Erst mittels der konsequenten Bewertung der unmittelbaren oder zu erwartenden Beeinträchtigungen von Lebensqualität kann tatsächlich ein allgemeiner, insgesamt die Gesellschaft erfassender Wandel im Umgang mit Rohstoffverbräuchen und Schadstoffbelastungen stattfinden. Jede Einbeziehung vermeintlich gegenwärtiger und akuter Erwartungen und Notwendigkeiten, jede Relativierung einer solchen Bewertung, jede noch so plausibel begründete Interessenabwägung ist von falschem Interesse und falscher Motivation, schließlich von vorgetäuschter Sorge.

Wie denn kann die Fürsorge für die Kinder und Kindeskinder glaubwürdig sein, wenn andererseits diese Fürsorge erkauft wird mit dem aus Sicht der Kinder und Kindeskinder irreversiblen Kredit bei den primären Lebensgrundlagen?

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