Mit der „großen Kunst“ gespielt: Wandlungen

Wo Manolito Pepito Panadero sich gern mit kleinen Seitenhieben auf die Gegenwartskunst begnügt, da hat er sich mit „Wandlungen“ einen der ganz Großen vorgeknöpft. So scheint es – und meint in Wahrheit doch allein den Betrachter! Gerhard Richter weiß Panadero sehr wohl zu schätzen und zu achten.

Das Spiel mit Gerhard Richter wird zum Spiel mit dem Publikum:

Mit seinen „Wandlungen“ tritt Panadero nicht namentlich auf, sondern tritt hinter dem großen Namen Richter’s vollkommen zurück.

Gerhard Richter hatte 1973/74 seine Reihe „Permutationen 1-1024“ erstellt, von denen Manolito Pepito Panadero die ersten beiden Werke mit 2 x 2 und 4 x 4 Farbfeldern ausgetauscht hat gegen eigene Neuentwürfe, die bewusst allein in pastelligen Abtönungen gehalten sind. Panadero hat hier keineswegs die Absicht, Gerhard Richter aufs Korn zu nehmen, sondern den Betrachter will er narren oder prüfen: Wie genau schaut der Betrachter hin? Und wie genau kennen selbst Kenner der Szene denn „ihren“ Richter?

   das Original

   Panadero’s „Modifikation“

Zwar hat auch Gerhard Richter mit ähnlichen oder gar gleichen Farben gearbeitet, tut dies aber ausgewogen im Zusammenspiel mit Volltönen in perfekter Streuung. Vor allem jedoch: Seine „Permutationen“ starten mit den 4 Volltönen Gelb, Rot, Blau und Grün.

Nicht so bei Panadero – der gerade hier schon Richter’s Konzept konterkariert! Und – ich mag es kaum erwähnen – sogar beim Kontrollgang aus der Abteilung der Restaurierung unentdeckt blieb!

So sehr Panadero einerseits damit gerechnet hatte, nicht aufgedeckt zu werden, so sehr war er am Ende aber doch überrascht, dass wahrhaftig niemand von allein darauf kam oder von allein wenigstens einmal stutzte. Auch jene nicht, die Richter’s Werk sehr wohl kennen. Sondern, mit der Nase geradezu darauf gestoßen oder gar endlich ganz konkret darauf angesprochen, staunten die Besucher über sich selbst:

Was ist da eigentlich ausschlaggebend, wo man auf – vermeintlich – Bekanntes stößt und zugleich das Befremdliche daran gar nicht bemerkt: die Vertrautheit – oder doch die Flüchtigkeit?