Dank an Jan Josef Liefers und „die 50“

Ich richte mich hiermit konkret an Herrn Jan Josef Liefers, der zumindest mit dem (scheinbar) größten Wirbel in die nachgeschaltete Diskussion geraten ist – und diese auch angenommen hat.
Ich muss mich entschuldigen für meine späte Reaktion. Aber nachdem alle Möglichen und weniger Möglichen – also auch solche, die sich als fremdberufen und deshalb hinlänglich befugt fühlen, sich zu äußern – über Herrn Liefers und Kolleg*innen in der hässlichsten Weise herziehen, muss ich einmal als ein Unbedeutender Stellung beziehen.
Denn die „Prominenz“ und deren durchschnittlich bessere wirtschaftliche Situation gegenüber anderen Schauspielerinnen und Schauspielern, die um ihre Existenz bangen, ist den Akteuren ja zu allem Überfluss auch noch vorgeworfen worden.
Hätten jene und ihresgleichen umgekehrt nichts gesagt, so gäbe es sicherlich irgendwann und von irgendwo jemanden, der denselben zum Vorwurf machte, dass sie – hinreichend gut abgesichert – seien nichts Besseres mehr zu tun hätten als: zu schweigen.

Irgendjemandem stinkt immer irgendetwas

Ulrich Matthes als Schauspieler – „auch Präsident der Deutschen Filmakademie“, wie er uns auf 3sat in der KulturZeit vorgestellt wird – erlaubt sich ein Urteil, das nichts ist als in große Opfer-Solidarität gekleidetes Selbstmitleid.
Ich bin also umgekehrt erschüttert und fassungslos, wie Ulrich Matthes seine Kolleginnen und Kollegen gleichsam in den Staub tritt, statt wenigstens mit Respekt für sich persönlich festzustellen, dass er sich nicht hätte beteiligen mögen, weil Zynismus auch unter ärgerer Bedrängnis etwaig nicht sein Mittel der Wahl sein möchte.

Adolf Winkelmann, seines Zeichens Regisseur, schmäht in vergleichbarer Manier im WDR – und entmündigt den Schauspieler schlechthin, indem er sagt: „So etwas passiert, wenn man dem Schauspieler das Drehbuch wegnimmt.“
Ich erlaube mir – nun wirklich frech – diesem Herrn dieselbe Unsachlichkeit zurückzugeben, mit der er explizit als Regisseur Schauspielern die Fähigkeit abspricht, eigenständig zu denken: Mit diesem Vornamen sollte man einmal mehr darüber nachdenken, ehe man über das eigenständige Denken anderer herzieht, dieses gar aburteilt. Aber ich weiß sehr wohl: Die Namenstaufe muss man hinnehmen – das sind Geschmack oder Geschmacklosigkeit von Eltern, derweil die Opfer dieser lebenslänglichen Etikettierung nach Alter und Vermögen zu Widerstand noch nicht in der Lage sind. (Eine Hazel Brunner etwa hat als Comedian einen Weg gefunden, ab und an vermittels ihres Vornamens andere auch einmal legitim über ihren Vornamen zum Lachen zu bringen. Als Kind musste sie das Lachen anderer schlicht erdulden.)

Schauspieler pauschal verunglimpft

Möge Herr Winkelmann einfach von Alters wegen nur noch gering aktiv sein, damit er sein doch sehr bemerkenswertes Gift nicht mehr gar so umfangreich verspritzen kann. Wie gesehen nutzt er umgekehrt die Medien, um weithin nicht überhört zu werden.

Ich bin umso mehr und höchst erfreut, dass es auch noch so etwas wie Sinn und Verstand gibt: Herr Tom Bohn, nicht nur Fernsehregisseur, wird von der ‚Welt’ interviewt – in deren TV-Plattform. Die Aufzeichnung gibt es ebenfalls auf Youtube zu sehen (WELT-Nachrichtensender). Und nun sage man nicht gleich wieder: Wenn der seit 2019 gelegentlich auch journalistische Beiträge für die WELT beisteuert, dann sind die dem natürlich wohlgesonnen…
Langer Rede, der 5 Minuten Interview Sinn: Herr Bohn erklärt jedem in Kurzform, wie die Kunst der 50 zu verstehen ist – und weshalb man das auch so sagen darf wie diese 50.

Die WELT ist ohnehin deutlich neutraler als manches Organ der Presse, wenn die WELT von der Aktion schreibt, „bei der Dutzende Schauspieler mit ironisch-satirischen Clips die Corona-Politik der Bundesregierung kommentieren“. – Frei von Ereiferung wird dort nüchtern der Adressat benannt. Und keinen anderen Adressaten dieser Aktion hat es je gegeben.

Jan Josef Liefers bleibt standhaft

Nachgeschaltete Distanzierungen sind keine Uminterpretationen, sondern eine Schreck- und Schockreaktion auf ein nachgerade gewolltes und vor allem – bei all dem kollektiven Zuspruch – weidlich gepflegtes Missverstehen.
Ich bedauere, dass einige Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Beiträge zurückgenommen haben, nachdem es Zorn und Entrüstung gab. Aber „zu allem Überfluss“ auch Beifall und Zuspruch „von rechts“! Allein die übrigen Parteien des Bundestages – und nicht jene 50 Schauspieler*innen – haben es zu verantworten, wenn aus politischen Reihen oppositionelle Positionen nur deshalb nicht geäußert werden, weil es zugleich Argumentationen einer AfD sind.

Ich muss jedem noch so aufgeklärten Demokraten zu bedenken geben: Wer berechtigte Kritik deshalb nicht äußert, weil der verhasste Gegner dieselbe Kritik auf den Lippen hat, dann stärkt man gerade diesen Gegner! … weil man von außen wahrnimmt, dass nur dieser eine ausspricht, was doch gesagt sein und vertreten werden MUSS. Die Logik von Parteipolitik und auch von Parteiräson verlässt hier mit bedrohlicher Konsequenz die Vernunft demokratischen Agierens.

Danke, danke, danke…

Nun abschließend noch einmal geht mein Dank „nur“ stellvertretend an Jan Josef Liefers. Stellvertretend für 50 Schauspieler*innen. Leider hatte ich die Aktion nicht zur Stunde der Veröffentlichung mitbekommen, so dass ich nur noch 33 der Beiträge kennenlernen konnte.

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